Hoffnungswort für den 31.03.2021

Liebe Befreundete!

Wir sollten einmal über das Bild der Frau in den Sprüchen nachdenken. Denn meist kennen wir nur die Worte über „das zänkische Weib".

„Mit dem ständigen Tropfen durch ein undichtes Dach,
auf das heftiger Regen niederprasselt,
lässt sich eine streitsüchtige Frau vergleichen.(27,15f)
Sie in Schranken zu weisen, ist so sinnlos,
als wolle man den Wind in Schranken weisen;
auch Öl kann man nicht in Händen halten".(27,16)
„Ein goldener Ring im Rüssel eines Wildschweins –
so ist eine schöne Frau ohne Benehmen".(5,22)
„Besser einsam in der Wüste leben,
als mit einer streitsüchtigen Frau unter einem Dach".(21,19)

Aber das ist nur die eine, die vulgäre Seite des Frauenbildes in den „Sprüchen". Es gibt auch einige beachtenswert schöne Äußerungen über die Frau. Spitzenreiter ist für mich:

„Wer eine Frau gefunden hat, hat das Glück gefunden.
Der Herr hat's gut mit ihm gemeint".(18,22)

„Eine liebenswürdige Frau verschafft sich Ansehen.
Rücksichtslose Männer verschaffen sich Reichtum".(11,16).

Gerade dieser letzte Spruch ist so entlarvend!

Im Schluss-Kapitel der Sprüche – Sprüche 31,10ff - finden wir das „Lob der erfolgreichen Geschäftsfrau". Früher war der Abschnitt überschrieben: „Das Lob der tüchtigen Hausfrau"!! Da heißt es:

„Kraftvoll stemmt sie die Arme in die Hüften
und packt an, was sie sich vorgenommen hat.
Voll Kraft und Würde tritt sie auf,
mit einem Lachen beginnt sie den Tag.
Ihre Kinder spenden ihr Beifall,
ihr Mann spricht von ihr mit lobenden Worten:
„Es gibt viele tüchtige Frauen.
Aber du übertriffst sie alle!!"(31,10ff)
„Liebenswürdigkeit kann täuschen.
Schönheit vergeht.
Aber eine Frau, die Gott mit Ehrfurcht begegnet,
verdient das höchste Lob".(31,30)

Mehr an Lob ist wohl nicht zu sagen.
Bleibt behütet, virenfrei und „ehret die Frau; sie flechten und weben himmlische Rosen ins irdische Leben" .
Herzlichst Euer eh.

 

Hoffnungswort für den 30.03.2021

Liebe Befreundete!

Unter den Sprüchen, - die ich generell schätze, weil sie so unbekannt sind und im Leben der Kirche so gar keine Rolle spielen – gibt es einige, die mich sehr nachdenklich machen. Das meiste in den Sprüchen liest man und sagt sich: „Ja, ja. Schön gesagt!" Ich glaube es wäre nicht gut, längere Zeit über Texte aus diesem Buch zu predigen. Zum Leben vor Gott und zusammen mit den Menschen brauchen wir mehr, als Salomo in seiner Weisheit zu bieten hat.

Aber es gibt auch solche Worte:

„Wie ein Sperling, der aus dem Nest verscheucht wird,
ist ein Mann/Menschen, der seine Heimat verlassen muss".(26,8)

Für mich wird hier sehr einfühlsam das Schicksal all der Menschen beschrieben, die ihre Heimat auf der Flucht vor Krieg und Terror, vor Hunger und Elend ... verlassen müssen.

In diesen Zusammenhang gehört auch:

„Bedürftige Menschen zu versorgen,
bedeutet, dem Herrn etwas leihen".(19,17)

So hat schon mancher, der Bedürftigen hilft, ohne „es zu wissen, Engel beherbergt"(Hebräer 13,2). Ist das nicht schön?! Hinter jedem Hilfsbedürftigen darf ich Jesus von Nazareth vermutet. Er sagt ja: „Was ihr getan habt einem unter meinen geringsten Geschwistern, das habt ihr mir getan". Indem ich helfe, bekommt unser kleines Leben eine Bedeutung und einen ganz weiten Horizont.

Und auch das gehört für mich in die erste Reihe der Sprüche:

„Wie ein Mensch im Wasser sein Gesicht erkennt,
so erkennt er sich im Herzen eines anderen Menschen".(27,19)

Dazu möchte ich nichts sagen. Meditiert es bitte mal für Euch.

Bleibt behütet, virenfrei und achtet auf die aus dem Nest gefallenen Sperlinge.
Herzlichst Euer eh.

 

Hoffnungswort für den 29.03.2021

Das rechte Wort zur rechten Zeit- die coolsten Sprüche aus dem Buch der Sprüche:

„Wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen,
so ist ein Wort, gesagt im rechten Augenblick".(25,11)
„Es ist Sache der Menschen, sich Gedanken zu machen.
Sie in richtige Worte zu fassen, ist eine Gabe des Herrn"(Sprüche 16,1)

Selten wird einmal aus dem Buch der Sprüche Salomos gepredigt. Darum möchte ich Euch in d ieser Restwoche ein wenig Lust machen, selber mal in den Sprüchen zu schnüffeln. Es lohnt sich. Sie beschenken uns mit manchem treffenden, coolen Spruch.

In den Sprüchen geht es nicht um Offenbarung, nicht um Heilsgeschichte, sondern um das rechte zur rechten Zeit zu finden. Gesetzmäßigkeiten des Leben sollen aufgespürt und Lebenserfahrungen gesammelt werden. Lebenshilfe wollen die Sprüche bieten. Da ist natürlich der Umgang mit dem gesprochenen Wort wichtig:

„Wer sparsam mit Worten umgeht, beweist Einsicht.
Wer einen kühlen Kopf behält, zeigt Verstand"(17,27).
Die Sprache ha Macht über Leben und Tod.
Wer sie liebevoll gebraucht, genießt ihre Frucht"(18,21)

Diese Erkenntnisse würde ich gerne jedem Politiker*in ins Parteibuch schreiben; aber auch manchem, der im Raum der Kirche meint, sich äußern zu müssen.

Und das würde ich gerne an jeden Zaun schreiben:

„Hetzreden sind wir ein Leckerbissen:
Gierig verschlugen, liegen sie schwer im Magen"(18,8)

Das gilt ja nicht nur in unserer Parteienlandschaft, sondern auch im gesellschaftlichen und privaten Umfeld.
Aber bleiben wir positiv:.

„Heilende Worte sind ein Baum des Lebens.
Wer sie verdreht, zerstört ihre Wirkung".(15,4
„Es ist wie ein Kuss auf die Lippen,
wenn einer eine ehrliche Antwort gibt"(24,26)
„Die Schläge eines Freundes sind gut gemeint,
die vielen Küsse eines Feindes aber nicht". (27,6)
„Wie Essig, den man in eine Wunde gießt,
so wirken fröhliche Lieder bei traurigen Menschen".(25,20)

Hoffentlich konnte ich Euch ein wenig Lust auf Eigenlektüre machen.
Bleibt behütet, virenfrei und legt goldene Äpfel in silberne Schalen.
Herzlichst Euer eh.

 

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Hoffnungswort für den 27.03.2021

Liebe Befreundete!

„Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter,
wie in gestilltes Kind an meiner Brust –
so ist meine Seele zur Ruhe gekommen" (Psalm 131,2)

Was für ein Bild der Geborgenheit. Da „schweigen Angst und Klage" . Sie haben hier nichts mehr zu melden. Ein gestilltes Kind ist satt, zufrieden und ruhig mit einem letzten Tropen Milch auf der lächelnden Lippe.

„In dieser Zeit", sagte eine Freundin, „brauchen wir Ermutigung, Hoffnung und Zuversicht. Wir brauchen keine ständigen Katastrophenansagen!" Für die nach Hoffnung Suchenden und die nach Ermutigung Fragenden ist immer noch Zuflucht bei Gottes Wort. „Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her" . Mehr hoffnungsvolle Ermutigung ist im Augenblick nicht drin. Vertraut einfach mal – ohne Garantie - darauf und seht zu, wie weit Ihr damit kommt. Vielleicht wundert Ihr Euch!

Bleibt behütet, virenfrei und werdet wie gestillte Kinder.
Herzlichst Euer eh.

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Hoffnungswort für den 26.03.2021

Die Frau, die Hündlein und die Brosamen (Matthäus 15,21-28/ Markus 7,24-30)

Die Geschichte von der „Kanaanäischen Frau ist für mich eine der wahnsinnigsten Hoffnungsgeschichte in den Evangelien. In ihr strahlt der ganze menschlich-göttliche Jesus auf. Eine ausländische(!) Frau(!) bringt den Sohne Gottes dazu, seine Meinung zu ändern – und das in Gegenwart seiner Jünger – Respekt, Respek!

Jesus sieht am Anfang das Hilfsbegehren einer ausländischen Frau für ihre Tochter(!), als Wegnahme des Brotes an, das für die Kinder bestimmt ist. Das Brot der Kinder darf nicht als Hundefutter verfüttert werden: „Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde" – sagt Jesus!! Ein Satz voller Vorurteile. Schlimmer geht's eigentlich nicht. Dafür verdiente Jesus einen „Platzverweis"!

Und damit hat Jesus nicht: Die Frau, mit der er zu tun hat, ist eine Mutter! Eine Mutter, die mit dem Mut der Verzweiflung für ihr Kind kämpft, das von einem „bösen Geist gepeinigt" wird. Und Jesus ist ihre letzte Hoffnung auf Hilfe. „Ja, Herr, du hast völlig recht. Das Brot der Kinder als Tierfutter zu verwenden, ist gegen jede Menschenwürde, ja, ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. So was tut man nicht!"

„ABER doch" – und da sehe ich den schelmisch—klugen Finger der Frau nach oben gehen, und in ihren Augen bemerke ich ein Glitzern – „aber doch fressen „die Hunde unter dem Tisch"(!!) von den Brosamen, die von ihrer Herren Tische fallen!" Auf solch einen Satz kommt nur eine verzweifelte Mutter! Und da muss selbst der, der gekommen ist, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist, schachmatt die Waffen strecken: „Weib, dir geschehe wie du(!) willst". Ich glaube fest, dass Jesus den Kopf in den Nacken geworfen und befreit aufgelacht hat. So verbreitet Jesus Hoffnung und lässt Menschlichkeit siegen.

Zur alles wendenden Antwort der Frau möchte ich noch sagen: Sie hätte heute auch so sagen können: „Alles richtig. Aber erstens sind die Hilfsbedürftigen keine Hunde, zweitens soll niemandem etwas weggenommen werden, drittens geht es nur um Brosamen, nicht um die Mahlzeit der Kinder. Nur um Brosamen, die von dem überreich gedeckten Tisch der Herren fallen".

Bleibt behütet, virenfrei und denkt an die, die unter unsern reich gedeckten Tischen leben.

Herzlichst Euer eh.

 

Hoffnungswort für den 25.03.2021

„Schaut die Lilien auf dem Felde an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen". (Matthäus 6,28f)

Doch, doch, ich kann mir Jesus von Nazareth durchaus vorstellen als einen fröhlichen Hippie, der sich auch mal gerne Blumen – vielleicht eine Lilie und einen Klatschmohn – ins Haar steckte, wenn er mit seinen Freundinnen und Freunden durch die Felder zog von einem Ort zum nächsten. Er hat sich unterwegs gefreut an den Sperlingen und Lerchen, den Lilien auf dem Felde und den huschenden Hamstern und Eidechsen. Er hat allen, die bei ihm waren gezeigt, welche Pracht und Herrlichkeit sein Abba hier ausgebreitet hat, um allen auf Erden wenigstens eine Ahnung von seiner Herrlichkeit zu geben.

Für Jesus war die Schöpfung eine wunderbare Liebeserklärung des Gottes, der „prächtig geschmückt und in Licht gekleidet ist" (Psalm 104,1+2). Und Jesu himmlischer Abba liebt alles, was da lebt und webt und wuselt und raschelt und sündigt. Wirklich – der Gott der Lilien ist ein liebender Gott, der allem, was da lebt, mit Wohlgefallen begegnet. Die Gräser und der Zaunkönig und alle anderen Geschöpfe sind beredte Zeugen sein Liebe und Zuwendung.

Jesus von Nazareth stärkt den Glauben, dass alles und jeder in der Schöpfung seinen Ort und seinen Platz hat: Das Gänseblümchen und der Wal, die mikroskopische Samen- und Eizelle, die Kriechspur der Schnecke auf dem Moos und die Lichtgeschwindigkeit All – ja, und auch das Kreuz auf Golgatha. Alles hat seinen Ort, seinen Platz und seine Zeit. Auch Jesus kann das nicht beweisen. Er ermutigt uns aber, das einfach zu glauben und zu bestaunen.

Aber zur Schöpfung gehören auch die Lilienhähnchen [Lilioceris lilii], die auf jede Lilie fliegen und sie kahl fressen bis nur noch ein Pflanzengerippe von der Herrlichkeit übrig bleibt. So schützt der Herr seine sichtbare und verstehbare Offenbarung vor naseweisen Allesverstehern. Wer das Lilienhähnchen krähen hört, findet den Schatz im Acker.

Bleibt behütet, virenfrei und horcht auf das Krähen des Lilienhähnchens!!

Herzlichst eh.

 

 

 

Hoffnungswort für den 24.03.2021

„Siehe, die Völker sind geachtet wie ein Tropfen am Eimer und wie ein Stäublein auf der Waage und wie ein Sandkorn". (Jesaja 40,15)

Liebe Befreundete!

Manchmal ist es der pure Wahnsinn was die Propheten, diese wort- und bildmächtigen Gottesdeuter, ihrem Volk zugemutet haben zu glauben. Das ist besonders krass ausgeprägt bei dem namenlosen Propheten, der um 550 vor Christus bei den verschleppten Israeliten in Babylon auftrat. Die Verschleppten saßen an den Wasserbächen Babylobs und weinten, wenn sie an Zion dachten. Ihre Harfen hatten sie schon lange in die Weiden gehängt . Denn sie hatten alles verloren: Den Krieg, die Heimat, den König, den Tempel – also alles, was ihre Identität ausmacht. Und was war mit ihrem Gott, der sich so verborgen hielt?

Und steht nun unter ihnen einer auf und behauptet: All das, was so gewaltig siegend mit Stiefelgedröhn daherkommt, ist nur ein Tropfen am Eimer – mehr nicht! Ein Stäubchen, ein Sandkorn nur auf der Waage! Mehr nicht!

Ja, die Sieger hatten die besseren Waffen; aber nicht die besseren Götter. Die Götter der Sieger sind allesamt Pappkameraden, Bilder mit Goldblech beschlagen, Witzfiguren die festgenagelt werden müssen, damit sie nicht wackeln. Was sind die gegenüber dem Gott Israels, der die Wasser mit seiner hohlen Hand misst und die Weite des Himmels bestimmt? Nichts als ein Tropfen am Eimer, ein Stäublein, ein Sandkorn auf der Waage, ein Nichts also sind die Götter der Sieger. Nichts wovor man Angst haben müsste.

Dazu gehört sehr, sehr, sehr viel Glaube und noch mehr Vertrauen und Zuversicht und Hoffnung, um dasnter diesen Gegebenheiten annehmen zu können. Ich wünschte mir, ich könnte das.

Der namenlosen Gottesdeuter rüttelt darum seine Hörer auf: „Hebt eure Augen auf und seht! Der HERR [allein] ist ein ewiger Gott. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden".

Bei diesem Gott kann aber auch ein Tropfen am Eimer der Tropfen werden, der ein Fass zum Überlaufen bringt; und Menschen, die ihm vertrauen werden masnchmal Sand im gut geschmierten Weltgetriebe.

Bleibt behütet, virenfrei, nehmt die Harfen von den Weiden und singt das Lied der Freude über unsern Gott.

Herzlichst Euer eh.

 

 

Hoffnungswort für den 23.03.2021

„Vor ihm her tanzte die Angst" (Hiob 41,14)

Es gibt allhier auf Erden Mächte und Gewalten, vor denen her die Angst tanzt, so wie damals David vor der Bundslade tanzte und sich lächerlich machte vor Sauls Tochter . Eine tanzende Angst ist auch lächerlich. Eine tanzende Angst macht mir keine Angst mehr; ich kann über sie lächeln, ja lachen.

Im Buch „Hiob" tanzt die Angst vor dem „Krokodil" her, dem „Urviech", dem Übriggebliebenen der Saurier, tanzt vor dem Bilder des Grauens, das sich unserer Seele von jeher tief eingeprägt hat.

Die Bibel kennt diese Angst, die sich zu Todesangst steigert. Die Jünger schreien in Todesangst im Sturm auf dem See: „Herr, hilf uns!" Und er stand auf und bedrohte den Wind und die Wellen und es ward eine große Stille. Jesus lässt Angst tanzen und gibt sie der Lächerlichkeit preis!

Die Heilige Schrift findet große und tröstliche Wort in denen wir uns bergen können zur Zeit der Angst:

„In der Welt habt ihr Angst"; lässt Johannes Jesus sagen „aber seid getrost ich habe die Welt überwunden" (Johannes 16,33). Paulus, der unterwegs im Auftrag des Herrn so viel erlebt hat, gibt zu Protokoll: „Was kann uns von Christus und seiner Liebe trennen? Etwa Leid, Angst oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Hinrichtung? Ich bin zutiefst überzeugt: Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen" (Römer 8,35+38). Und die Beter der Psalmen finden darin ihre Zuversicht: „In der Angst rief ich den Herrn an; und der Herr erhörte mich!" (Psalm 118,5).

Große, gute Worte, die er-lebt werden wollen. Für mich ist die Botschaft heute: „Jesus lässt die Angst tanzen!"

Bleibt behütet, virenfrei und lasst die Angst doch tanzen!
Herzlichst Euer eh.

 

Hoffnungswort für den 22.03.2021

„Übrig geblieben ist allein die Tochter Zion,
wie ein Häuslein im Weinberg,
wie eine Nachthütte im Gurkenfeld,
wie eine belagerte Stadt".(Jesaja 1,8)

Das ganze übrige Land ist von den feindlichen Assyrern überschwemmt, die mit ihrer furchtbaren Kriegsmaschinerie alles niedergewalzt haben, was sich ihnen in den Weg stellte. Nur Jerusalem ist übrig geblieben – wie ein Häuslein im Weinberg, wie eine Nachthütte im Gurkenfeld. Passionszeit für alle im Lande. Das ist die historische Situation. Die verwendeten Bilder sind im weiten Rahmen des biblischen Kontextes offen für viele Interpretationen.

„Jerusalem", das ist die Gottesstadt mit dem Tempel und den schönen Gottesdiensten. Mitten in einer Welt voll Krieg, voller Seuchen, voll Sterben und Tod, voller Heimatlosigkeit und Einsamkeit und Isolation. Und dennoch ein Ort, den Gott erwählt hat um seinen Namen dort wohnen zu lassen, damit wir IHN dort in aller Not finden und anrufen können.

Aller, deren Leben nur noch ein „Häuslein im Weinberg" oder eine „Nachthütte im Gurkenfeld" ist, wird hier gedacht. Ihre Lebenswelt ist zwar nur war klein, kümmerlich, beengt, bedroht – aber sie sind präsent, weil gehalten und geschützt.

Den „Nachthüttenmenschen" sind die letzten „Lebens-mittel" der belagerten Stadt anvertraut. Die in der Nachthütte passen auf, dass nicht „das letzte Gemüse" zertrampelt wird von Marodeuren und Räubern. Boten, Mahner, Warner und Hüter des Willens Gottes in einer
Stadt, einem bedrohten Umfeld sind sie geworden. Solch ein Leben als „Nachthüttenmensch" ist zwar gesegnet, aber anstrengend.

Darum brauchen wir auch das „Häuslein im Weinberg", wo wir feiern und singen und hören und stauen und lachen können. Hier, bei Wort und Brot und Wein dürfen wir fröhlich und zuversichtlich feiern. Hier, im „Häuslein im Weinberg" ist der Born des Lebens und die Quelle unserer Kraft. Hier sind sie zusammen - die Guerilleros des Glaubens, die Vorhut des Lebens, die Getreuen, die tun, was getan werden muss; die nur dankbar fragen: „Was kann ich für das Häuslein im Weinberg und die Nachthütte im Gurkenfeld tun"?

Bleibt behütet, virenfrei und nehmt Euer „Übriggebliebensein" mutig und hoffnungsvoll an.
Herzlichst Euer eh.

 

Hoffnungswort für den 20.03.2021

EG 482: Der Mond ist aufgegangen

Dieses Lied von Matthias Claudius (1740-1815) hat am Anfang der Corona-Zeit, im Frühjahr 2020, seine große Zeit als trutziges Hoffnungslied erlebt. Menschen sangen, bliesen, orgelten es in den Abendhimmel als Ermutigung für andere: „Wir sind nicht allein!" – das war die Botschaft.

„Aus einer bodenständigen Bibel-Frömmigkeit erkennt Matthias Claudius die Bedeutung des Liedgutes für die religiöse Sozialisation, für die Vermittlung von Wertmaßstäben und Sinngebungen, für die Vertrauenswürdigkeit in der Generationenfolge. Claudius hat Herzensfrömmigkeit, Geborgenheit und Trost als Gabe und Möglichkeit des Liedes entdeckt" . Ich schätze an ihm das, was ich die zweite Naivität nenne – diese schlichte, fraglose Frömmigkeit, um die ich ihn sehr beneide. Darum nur 3 Strophen:

Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel.
Wir spinnen Luftgespinste und suchen viele Künste
und kommen weiter nur vom Ziel.

Gott, lass dein Heil uns schauen, auf nichts Vergänglichs trauen,
nicht Eitelkeit uns freun;
lass uns einfältig werden und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein.

Mit meinen Hervorhebungen ist alles gesagt, was ich an Claudius schätze und liebe.

Bleibt behütet, virenfrei und schaut nach dem Mond, – ihr stolzen Menschenkinder.
Herzlichst Euer eh.

 

Hoffnungswort für den 19.03.2021

EG 477: Nun ruhen alle Wälder

Wie immer so läuft auch hier Paul Gerhardt (1607-1676) wieder zur Höchstform auf. Der 30-jährige Krieg war gerade mal gut 10 Jahre vorbei, da dichtet der vom Leben geschundene das wunder- und friedvolle Abendlied von den Wäldern, die Ruhe verbreiteten.

Viele Worte verderben dies Lied nur. Darum zitiere ich daraus nur zwei Versen, mit denen unzählige Kinder und Erwachsene zur Ruhe gefunden haben:

Breit aus die Flügel beide, o Jesu, meine Freude,
und nimm dein Küchlein ein.
Will Satan mich verschlingen, so lass die Englein singen:
„Dies Kind soll unverletzet sein".

Auch euch, ihr meine Lieben, soll heute nicht betrüben
kein Unfall noch Gefahr.
Gott lass euch selig schlafen, stell euch die güldnen Waffen
ums Bett und seiner Engel Schar.

Diese Verse kannst Du still für Dich lesen. Wer Gesellschaft hat, kann diese Verse dem anderen Menschen vorlesen. Da kommen Erinnerungen hoch.

Bleibt behütet, virenfrei und schlaft selig in der Engel Schar.

Herzlichst Euer eh.

PS: Es sind jetzt „güldne Waffen" und keine Kriegswaffen mehr!! 

 

Hoffnungswort für den 18.03.2021

EG 475: Werde munter, mein Gemüte

Johann Rist ist eine überaus interessante Gestalt: Geboren im Jahr1607, vier Tage vor Paul Gerhardt. Rist studiert ohne Scheuklappen und Engstirnigkeit an der Universität Rinteln. Wechselt an die Uni Rostock und erkrankt da an der Pest. Mit knapper Not entkommt er dem Tod. Bei einer Überfahrt erleidet er Schiffbruch im Baltischen Meer. Durch Überschwemmungen und Plünderungen verliert er immer wieder sein Hab und Gut. Johann Rist ist eine Hiobsgestalt.

Der größte Teil seines Lebens ist geprägt durch den 30jährigen Krieg mit all seinen Schrecken. Und dennoch verstand es der weltmännische Hanseat das Leben zu feiern. Er war in Wedel bei Hamburg seiner Gemeinde ein toleranter, mild-lutherischer und reformiert-getönter Pastor, der sich für seine Gemeinde mit Geist und Leib einsetzte. Vielen Menschen hat er seine hilfreiche Freundschaft gewährt. Er war passionierter Gärtner und Naturheilkundler. In seiner Poesie mischen sich Pathos, Pose und Selbsterlebtes. So konnte auch schon mal eine Rose mit auf die Kanzel nehmen, oder Weihnachten nach kurzer(!) Predigt allen Gottesdienstbesuchern eine besonders schöne Blume schenken. Sein kluger und heiterer Menschenverstand gerät kaum in Konflikt mit Meinungen und Moden. Er starb 1667 in Wedel.

Vor diesem dramatischen Hintergrund schreibt er dennoch Lieder voller Vertrauen und Hoffnung auf den, der „mich den ganzen Tag vor so mancher schweren Plag, vor Betrübnis, Schand und Schaden treu behütet hat in Gnaden" – was für eine Ansage!. Aus dem 8-strophigen Lied EG 475 möchte ich nur drei Strophen hervorheben: 2, 5 und 6:

Lob und Dank sei DIR gesungen, Vater der Barmherzigkeit,
dass mir ist mein Werk gelungen, dass du mich vor allem Leid
und vor Sünden mancher Art so getreulich hast bewahrt,
auch die Feind hinweggetrieben, dass ich unbeschädigt blieb.

Lass mich diese Nacht empfinden eine sanfte, süße Ruh,
alles Übel lass verschwinden, decke mich mit Segen zu.
Leib und Seele, Mut und Blut, Weib und Kinder,
Hab und Gut, Freunde, Feind und Hausgenossen,
sein in deinen Schutz geschlossen.

Auch bewahre mich vor Schrecken, schütze mich vor Überfall,
lass mich Krankheit nicht aufwecken, treibe weg des Krieges Schall,
wende Feu'r und Wassersnot, Pestilenz und schnellen Tod,
lass mich nicht in Sünden sterben noch an Leib und Seel verderben.

Das wünsche ich uns allen vom ganzem Herzen, dass wir unsere Sorgen, Fragen und Probleme auch – wenigstens ansatzweise - so vor Gott bringen können.

Bleibt behütet, virenfrei und werdet munter im Gemüte.
Herzllichst Euer eh.

 

 

 

Hoffnungswort für den 17.03.2021

EG 473 Mein schönste Zier und Kleinod

Ich finde, dass EG 473 eines der schönsten und zartesten Abendlieder ist, die ich kenne. In jeder Strophe folgt auf ein Christusbekenntnis eine Vertrauenskundgebung, die sich in der Schlussstrophe zur Bitte steigert. Verfasserin oder Verfasser sowohl des Textes als auch der Melodie sind unbekannt.

Inhaltlich ist das Lied weniger ein Abendlied, als eher ein Liebeslied auf den Herrn Jesus Christ, der „mein schönste Zier und Kleinod" ist. Hier ist nichts zu spüren von den finsteren und dämonischen Mächten der Nacht, die meiner Seele schaden wollen. Hier geht wohl nur die letzte Strophe über dieses Lebern hinaus. Es geht um die Bedeutung Jesu für mein Leben „auf Erden", „kein Ding auf Erd so fest besteht" wie Jesu Lieb und Treu, sein Wort hält auch im Leben, was es verspricht. Jesus Christ soll „bei uns allhier auf Erden" sein Licht nicht verlöschen lassen". „Mein schönste Zier und Kleinod" gibt ganze Hoffnung für dieses Leben „allhier auf Erden". Ich muss nicht erst warten auf den „himmlischen Garten".

Im vierten Vers geht es vordergründig um den Abend. Aber da ist wohl mehr als das Ende des Tages gemeint. Es geht wohl auch um den Abend des Lebens und den Abend der Welt.

Das Lied EG 473:

Mein schönste Zier und Kleinod bist auf Erden du, Herr Jesu Christ;
dich will ich lassen walten
und allezeit in Lieb und Leid in meinem Herzen halten.

Dein Lieb und Treu vor allem geht, kein Ding auf Erd so fest besteht;
das muss ich frei bekennen.
Drum soll nicht Tod, nicht Angst, nicht Not von deiner Lieb mich trennen.

Dein Wort ist wahr und trüget nicht und hält gewiss, was es verspricht, im Tod und auch im Leben.
Du bist nun mein, und ich bin dein,
dir hab ich mich ergerben.

Der Tag nimmt ab.
Ach schönste Zier, Herr Jesu Christ, bleib du bei mir,
es will nun Abend werden.
Lass doch dein Licht auslöschen nicht bei uns allhier auf Erden.

Schön, dass es solche Lieder gibt, die uns auch in Krisen feste Halt geben!!

Bleibt behütet, virenfrei und traut dem Kleinod schon allhier auf Erden.

Herzlichst Euer eh.

 

Hoffnungswort für den 16.03.2021

EG: 471 Die Nacht ist kommen, darin wir ruhen sollen

Liebe Befreundete!

Wie der Quellennachweis unter dem Lied vermeldet, stammt die Melodie von EG 471 aus dem Lieder- und Bekenntnisbereich der Böhmischen Brüder. Deren Geschichte kann ich hier leider nicht nacherzählen, weil sie zu lang und zu kompliziert ist. Nur so viel sei gesagt: Das Gesangbuch der Böhmischen Brüder war sehr wichtig für das geistliche Singen im gesamten lutherischen und reformierten Bereich.

Der Text unseres „ feingliedrigen Abendliedes" ist von Petrus Herbert (1530-1571). Er war ein ehemaliger tschechischer Priester. Dann später Pfarrer, Mit-Bischof und Gesandter der für das Liedschaffen bedeutsamen reformatorischen Böhmischer Brüder.
Im Unterschied zu anderen Abendliedern seiner Zeit bilden nicht altkirchliche Hymnen oder Luthers „Abendsegen" die Vorlage für dieses Lied, sondern Gesänge der mönchischen Brudergemeinschaft. Vielleicht darum ist das Lied bei uns auch leider weitgehend unbekannt.

Ausgesucht habe ich EG 471 besonders wegen der Verse 3-6:

Lass uns einschlafen mit guten Gedanken,
fröhlich aufwachen und von dir nicht wanken.
Lass uns mit Züchten unser Tun und Dichten
zu deim Preis richten.

Pfleg auch der Kranken durch deinen Geliebten;
hilf den Gefangenen; tröste die Betrübten;
pfleg auch der Kinder, sei selbst ihr Vormünder;
des Feinds Neid hinder.

Vater, dein Name werd von uns gepreiset,
dein Reich zukomme, dein Will werd beweiset,
frist unser Leben, wollst die Schuld vergeben,
erlös uns. Amen

In diesem gesungenen wunderbaren Fürbittengebet wird auch derer gedacht, die nicht mit „guten Gedanken" einschlafen und auch nicht „fröhlich aufwachen". Das betrifft immer schon mehr Menschen als wir ahnen; jetzt in pandemischen Zeiten geht es besonders vielen Menschen sehr dreckig. Sie sind auf jede Hilfe angewiesen.

Das Lied schließt hoffnungsvoll mit einer Kurzform des „Unser Vater".

Bleibt behütet, virenfrei und schlaft ein mit guten Gedanken und wacht fröhlich auf.
Herzlichst Euer eh.